Barcelona und seine Privat-Clubs

Wird Barcelona das neue Amsterdam? Die Eröffnung zahlreicher Privat-Clubs in denen das Rauchen von Cannabis erlaubt ist, erinnert doch sehr an Amsterdam mit seinen Coffee Shops. Pfiffige Politiker wollten durch die Erlaubnis privater Clubs die geschwächte Konjunktur ankurbeln und gleichzeitig den Konsum von leichten Drogen wie Cannabis von der Straße holen. Mittlerweile zieht die Aktion aber immer weitere Kreise und die spanischen Politiker haben inzwischen Angst vor ihrer eigenen Courage. Spanier dürfen für den Eigenbedarf Hanf anbauen, etwa im eigenen Gartenhäuschen. Stattdessen können sie ihn von Privatclubs produzieren lassen und ihn dann auch dort vor Ort konsumieren. Gras auf offener Straße rauchen oder den Stoff bei sich tragen dürfen sie allerdings nicht.

Clubs schießen wie Pilze aus dem Boden

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Die meisten der privaten Cannabis-Clubs sind gut versteckt und nur mit geschultem Auge zu sehen. Ein grüner Stern überm Eingang verrät nur Eingeweihten, was sich im Hausinneren verbirgt. Schon eher kann man da den typisch süßlichen Geruch wahrnehmen. Einer der ältesten Cannabis-Clubs in Barcelona ist das „La Maca“. Gegründet im Jahre 2007 liegt die Zahl der aktiven Mitglieder inzwischen bei etwa 700. Ein altes spanisches Gesetz erlaubt es den Clubs den Hanf für deine Mitglieder anzubauen und in ihnen in den Räumlichkeiten zum Konsum anzubieten. Zwar ist das Gesetz schon älter, trotzdem sind die meisten Clubs erst in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Allein in und um Barcelona gibt es mittlerweile 400 Clubs mit über 165.000 Mitgliedern. Eine Menge die den Politikern inzwischen ein bisschen unheimlich wird. Manche Läden bieten inzwischen sogar Fußballübertragungen, andere haben sich mehr auf Wellness ausgerichtet, andere haben ein integriertes Restaurant. Ein Traum für viele Kiffer in Deutschland, die ihre Leidenschaft vor Nachbarn und Freunden verstecken müssen.

Wirtschaft wird angekurbelt

Die massenhafte Eröffnung der Clubs, half vielen Spaniern durch die Wirtschaftskrise. Tausende Jobs wurden geschaffen, während in anderen Branchen mehr und mehr Menschen auf die Straße gesetzt wurden. Jedes Mitglied im La Maca erhält allerdings nur zwei Gramm Hasch am Tag, dafür weiß Besitzer genau wer welche Vorlieben hat und wie viel konsumiert. Die Atmosphäre ist fast wie in einer WG, jeder kennt jeden und nebenbei wird ein bisschen PlayStation gezockt. Was mit einer friedlichen Bewegung begann, ist inzwischen leider ein wenig ausgeartet, sodass immer mehr Privat-Clubs im großen Stil mit Cannabis dealen. Aus diesem Grund mussten allein in diesem Sommer 45 Vereine geschlossen werden. Den spanischen Politikern wird vorgeworfen, eine Regulierung der Branche verpasst zu haben. Jaume Xaus, Vorsitzende des Verbandes der katalanischen Cannabisvereine, beobachtet zudem den ständigen vergleich Barcelonas mit Amsterdam, sehr kritisch. Das Modell der Privatclubs sei ein anderes als das der Coffee Shops in Holland, ein Vergleich bringe nur viele Touristen und Unruhestifter. Wie die Zukunft der Clubs aussieht, ist allerdings ungewiss. Grundsätzlich profitiert auch die schwächelnde spanische Wirtschaft von dem aktuellen Boom der Clubs. Die EU will es so, dass auch die Wirtschaftsleistung von Drogendealern und Zigarettenschmugglern in das Bruttoinlandsprodukt eingeht. Neben den geschaffenen Arbeitsplätzen innerhalb der Clubs ein zweiter positiver Nebeneffekt. Außerdem gefällt es Barcelona, sich mit seiner besonders progressiven Haltung dem Cannabis gegenüber vom sehr konservativen Madrid abzuheben.