Deutscher Patient darf Cannabis zu Hause anbauen

Die Cannabis-Legalisierung schreitet inzwischen auch in Deutschland stetig voran. Ein weiterer Meilenstein wurde in den letzten Wochen errungen: Erstmals darf ein deutscher Patient mit Sondergenehmigung sein Cannabis Zuhause anbauen statt teures Medizinalcannabis in der Apotheke kaufen zu müssen.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte stimmte dem Antrag des 53-jährigen Patienten erst kürzlich zu. Er leidet unter Multipler Sklerose und darf von nun an 130 Cannabispflanzen pro Jahr für den Eigengebrauch in seinen vier Wänden anbauen.

Bisher hatte das Bundesinstitut sich vehement gegen den Eigenanbau ausgesprochen. Dem Gegenüber stand der hohe Preis für Cannabis aus Apotheken. Derzeit dürfen etwa 900 Patienten Cannabis zu medizinischen Zwecken kaufen und konsumieren, die Zahl steigt aber stetig an. Diese Patienten mit Sondergenehmigung durften Cannabis bisher aber nicht selber anbauen, sie mussten es in speziell lizensierten Apotheken kaufen und die Kosten dafür selber tragen. Der Preis liegt mit etwa 15 Euro pro Gramm in der Apotheke allerdings deutlich höher als beim illegalen Dealer um die Ecke. Dafür ist gewährleistet, dass die gekauften Produkte nicht mit gesundheitsschädlichen Zusätzen gestreckt worden sind.

Bis zu 20 Pflanzen gleichzeitig erlaubt

Das Beispiel des 53-jährigen Multiple Sklerose Patienten könnte nun als Präzedenzfall dienen und zukünftig auch anderen den Weg zum Eigenanbau ebnen. Der Mannheimer hatte sich in den letzten Monaten durch mehrere Instanzen geklagt, da er derzeit 1500 Euro monatlich allein für das benötigte Cannabis ausgeben müsse. Er gestand, dass er sich eine so hohe monatliche Summe nicht dauerhaft leisten könne. Cannabis hilft ihm aber mit seiner Krankheit, die geprägt ist von spastischen Lähmungen, Sprachstörungen und depressiven Phasen, besser leben zu können. Im Frühjahr verpflichtete das Bundesverwaltungsgericht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte nun dazu dem Kläger den Eigenanbau zu genehmigen. Die Umsetzung ist aktuell im Gange.

Der Beschluss stellt allerdings zunächst nur eine Ausnahmegenehmigung aufgrund der hohen Kosten dar. Sollten die Krankenkassen in Zukunft die Kosten der Patienten für Medizinalcannabis übernehmen, erlischt die Ausnahmegenehmigung zum Eigenanbau im Sommer 2017. Bis dahin darf der Patient bis zu 20 Hanfpflanzen gleichzeitig in seinem Badezimmer züchten. Nicht benötigte Pflanzen oder geerntete Pflanzenteile müssen vernichtet werden. Der entstehende Cannabisvorrat muss in einem Wertschutzbehältnis vor dem Zugriff anderer gesichert werden.