Medizinisches Cannabis: Überwachung durch staatliche Agentur

Cannabis wurde vom Deutschen Bundestag offiziell per Gesetz für medizinische Zwecke freigegeben und soll zukünftig zu Therapiezwecken auf Rezept in der Apotheke erhältlich sein. Für die ersten Jahre ist ein Import der Pflanzen vor allem aus Kanada und den Niederlanden vorgesehen, erste Ernten in Deutschland sind für 2019 geplant.

Vor dem bundesweiten Beschluss hatten rund 1.000 Schwerkranke in Deutschland eine Ausnahmegenehmigung, um Cannabis aus Apotheken zu erhalten. In vielen Fällen mussten die Betroffenen die Kosten dafür selbst übernehmen. Für die Ausnahmegenehmigung alleine wurden 75 Euro fällig, hinzu kamen nicht selten monatlich bis zu 1.800 Euro für den Hanf – pro Patient. Mit dem neuen Gesetz soll sich das jetzt ändern, die Kosten für das medizinische Cannabis für chronisch Kranke, deren Schmerzen durch Cannabis gelindert werden können, sollen künftig von den Krankenkassen übernommen werden.

Um dem Missbrauch des Hanfs vorzubeugen, wurde bereits im Februar eine staatliche Agentur vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingeführt. „Sie kontrolliert Anbau, Ernte, Verarbeitung, Qualitätsprüfung, Lagerung, Verpackung sowie die Abgabe an Großhändler und Apotheker oder Hersteller“, teilt das Bundesinstitut in einer offiziellen Mitteilung mit. Es wird ein Bewerbungsverfahren für Unternehmen geben, die Cannabis für medizinische Zwecke in Deutschland anbauen möchten. Unter den Bewerbern erteilt die Cannabis-Agentur eine Lizenz, die zum legalen Anbau von Cannabis befähigt.

Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe möglich - Lizenz nötig

An Unternehmen, die sich um die Lizenz bewerben, wird es jedenfalls nicht mangeln. Schließlich steckt ein riesiges Potenzial im legalen Handel mit Cannabis. Georg Wurth, Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands, vermutet rund ein Prozent der deutschen Bevölkerung als potenzielle Käufer – das sind demnach über 800.000 Menschen. Auch ohne das Gesetz wurden im letzten Jahr 150 Kilogramm Cannabis offiziell in deutschen Apotheken verkauft. Es wird geschätzt, dass dieser Wert zukünftig auf ein paar Tonnen ansteigen könnte. Wurth rechnet mit möglichen Umsatzzahlen in dreistelliger Millionenhöhe. Mit einem Verkaufspreis von drei Euro pro Gramm kommt man bei 150 Kilogramm schon auf eine halbe Million Euro, bei einer Tonne sind das dann etwa 5 Millionen Euro.

Bislang ist unklar, wer die begehrten Lizenzen erteilt bekommt. Wurth zufolge gibt es eine weite Bandbreite an Bewerbern aus den unterschiedlichsten Bereichen. „Wir kriegen ständig Anfragen von Firmen, die Lust haben, da was zu machen.“, sagt er. So kommen die Anfragen beispielsweise von Landwirten, die noch ein Stück Acker frei haben, aber auch von Anwälten, die eine neue Firma mithilfe von Investoren gründen wollen. Auch große Pharmakonzerne dürften ihre Chance wittern.