Nutzhanf - Alles Wissenswerte

Die Ursprünge von Hanfgewächsen als Nutzpflanzen liegen gut 10.000 Jahre zurück. Aufgrund des starken menschlichen Einflusses auf die Verbreitung von Hanfgewächsen ist das erste Erscheinen dieser Gattung nur schwer zurück zu verfolgen, erste Vorkommen von Hanfgewächsen sind anhand archäologischer Funde in Zentral-und Süd- Asien, vor allem in China, Indien und Kasachstan zu verorten. In der Antike wussten vor allem die Chinesen die Vielfältigkeit von Hanf zu schätzen und nutzen ihn zur Gewinnung von strapazierfähigen Fasern und Heilmitteln gegen Krankheiten wie Malaria und Rheuma, aber auch als Nahrungsquelle, zumal Hanfsamen sehr nahrhaft sind und als durchaus schmackhaft gelten. Die große Beliebtheit von Hanf als Nutzpflanze im antiken Griechenland dokumentieren unter anderem die Schriften Herodots, welche die schmerzlindernde Wirkung von aus Hanf gewonnenen Substanzen schildern. Wissen, welches auch in das mittelalterliche und neuzeitliche Europa tradiert wurde, wo Hanf vor allem zur Linderung von Wehen- und postnatalen Schmerzen verwendet wurde. Den größten Nutzen zog man allerdings auch in diesen Zeiten aus den festen und vielseitig verwendbaren Fasern der Pflanzenstengel: Seile, Windsegel, Sehen für Bogen und auch Papier wurden bevorzugt aus Hanffasern hergestellt, da sie in ihrer Haltbarkeit andere Rohstoffen wie Flachs oder Baumwolle bei Weitem übertrafen. Ab Mitte des 20sten Jahrhunderts zunächst von Kunststofffasern verdrängt, erfuhr der Anbau von Hanfgewächsen als Nutzpflanzen in den 1990er Jahren eine, wenn auch eher moderate Wiederbelebung. Die weltweite Anbaufläche von Nutzhanf schwankt derzeit zwischen 60.000 und 100.000 Hektar pro Jahr. Der Anbau dient hauptsächlich der Gewinnung von Fasern, sie größtenteils zur Herstellung von besonders widerstandsfähigen Dämm- und Dichtungsmaterialien, aber auch zur Verstärkung von Kunststoffen für beispielsweise Kofferraumverkleidungen und Laptopgehäusen verwendet werden. Das bei der Fasergewinnung entstehende Nebenprodukt, die so genannten Schäben, wird als Brennmaterial und Tierfutter oder Streu genutzt. In die Textilproduktion gehen nur geringe Anteile des Faserertrags. Ein weiteres, kommerziell wichtiges Hanfprodukt ist das aus der Samen der Pflanzen gewonnene und halluzinogenfreie Hanföl. In der Medizin ist es Bestandteil der Neurodermitis- und Allergietherapie, kann aber auch zu diätischen Zwecken verwendet werden. Auch die Kosmetikindustrie weiß die Eigenschaften des Hanföls zu schätzen, dass aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung ein idealer Bestandteil feuchtigkeitsspendender Cremes ist. Die angedachte Verwendung des öls als Biokraftstoff wurde aufgrund seiner Hochwertigkeit schnell wieder verworfen, dafür wird es jedoch als Holzschutzmittel und Grundlage für Anstrichsfarben genutzt. Auch in der Küche nimmt Hanföl seit geraumer Zeit einen immer wichtigeren Platz ein, da es alle acht der für den Menschen essentiellen Fettsäuren enthält. Aufgrund der Vielfältigkeit von Hanf als Nutzpflanze, der geringen Ansprüche, die diese an ihre Umwelt stellt und der schnellen Wachstumsrate ist damit zu rechnen, dass mit fortschreitender Legalisierung des Hanfanbaus ihre Bedeutung in der nächsten Jahren immer weiter zunehmen wird.