Verbessert Cannabis die Denkleistung?

Aus der Schule kennen sicher viele den Satz „Kiffen macht dumm!“ – und auch viele Langzeitstudien belegen diese Behauptung. Eine aktuelle Studie mit Mäusen zeigt jetzt jedoch, dass das Gegenteil der Fall – zumindest im Fall von alten Mäusen. Kann Cannabis demnach auch die Demenz alter Menschen lindern?

Einer der beiden Hauptwirkstoffe im Hanf können die mentalen Fähigkeiten auch positiv beeinflussen. Dies ist das Ergebnis einer Forschergruppe der Universität Bonn, die einen Tierversuch mit Mäusen durchgeführt hat. Für das Experiment wurden unterschiedlich alte Mäuse mit einem THC behandelt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Kognitionsleistungen junger Tiere deutlich verschlechtern – die Lehrer in der Schule haben vielleicht doch gar nicht so Unrecht. Diese Befunde waren jedoch weitestgehend bereits bekannt, zahlreiche Studien sind zu den gleichen Ergebnissen gelangt. Am aktuellen Versuch der Universität Bonn ist neu und besonders interessant, dass auch alten Tieren niedrige Dosen verabreicht wurden.

Alterungsprozesse des Gehirns werden durch THC fast umgekehrt

Andreas Zimmer, Professor und Teil der Forschergruppe der Universität Bonn, legt die Befunde gegenüber Deutschlandfunk wie folgt dar: „Nachdem wir die Verabreichung abgeschlossen hatten, haben wir Lerntests mit denen Tieren durchgeführt. Verschiedene Lerntests, wo Mäuse lernen mussten, eine Plattform zu finden, wo sie bemerken mussten, dass Veränderungen in der Umgebung stattgefunden haben, und in allen diesen Tests konnten wir eine deutliche Verbesserung sehen bei alten Tieren. Die Verbesserung war so dramatisch, dass wir eigentlich das Lernverhalten von alten Tieren oder die Lernfähigkeit von alten Tieren nicht mehr unterscheiden konnten von denen der jungen Tiere.“ Zimmer würde sogar fast so weit gehen, zu sagen, dass das THC einen Teil des Mäusegehirns quasi verjüngt hat. Die Ausbildung von Synapsen ist bei alten Tieren reduziert und wird durch das THC wieder stimuliert. Viele der Alterungsprozesse wurden durch die Cannabis-Behandlung fast umgekehrt.

Der Forschungsansatz geht auf die Erkenntnis zurück, dass Cannabis auf Rezeptoren wirkt, die auch eine Rolle beim Alterungsprozess des Gehirns spielen. Das Endocannabinoidsystem, ein Teil des Nervensystems, der alle Alterungsprozess beeinflusst, wird bereits seit über 15 Jahren erforscht. Mit dem Alter nimmt die Aktivität des Systems ab und Alterungssymptome wie abnehmende Kognitionsleistung oder runzelige Haut gehen mit diesem Prozess einher. Bei jungen Mäusen ist das Endocannbinoidsystem eher überaktiv, weshalb das THC schädlich auf das junge Gehirn wirkt. Im Alter reduziert das System seine Aktivität und das THC kurbelt sie schließlich wieder an.

Sind die Ergebnisse von Mäusen auf den Menschen übertragbar?

Was die Forscher bis zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht wissen, ist, ob sich die Befunde auch auf den Menschen übertragen lassen. Sicher ist immerhin, dass sich viele Effekte von Cannabis, die bei Tieren beobachtet werden können, sich auch beim Menschen beobachten lassen. Aus diesem Grund ist eine Pilotstudie geplant, mit der herausgefunden werden soll, ob mit Cannabis beispielsweise Alterserkrankungen wie Demenz bei alten Menschen geheilt oder zumindest gelindert werden können. Die beiden Patientengruppen, die derzeit von den Forschern für die Studie ins Auge gefasst werden, sind zum einen Menschen mit leichter Altersdemenz und zum anderen Menschen mit einer beginnenden Alzheimer-Demenz. Finanzielle Unterstützung erhoffen sich die Forscher vom Forschungsministerium Nordrhein-Westfalen, damit die klinische Studie schnellstmöglich begonnen werden kann.


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