Cannabis als Arzneimittel

Um Cannabis in Deutschland als Medikament zu  erhalten, muss man einige schwierige Hürden überwinden. Und das obwohl von Medizinern und Experten inzwischen bewiesen wurde, dass Cannabis eine erstaunliche medizinische Wirkung hat. Seit 2011 ist das Medikament in Deutschland zugelassen – das Rezept ist allerdings nur schwer erhältlich.

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Dabei hat die Verwendung von Cannabis als Arzneimittel eigentlich eine jahrtausendealte Tradition. Die ältesten Hinweise über dessen Verwendung finden sich 2737 Jahre vor Christus im alten China und 1500 Jahre vor Christus in Ägypten. Bereits damals wurde Cannabis verwendet, um Verstopfung, Frauenkrankheiten, Gicht, Malaria, Geistesabwesenheit und entzündete Zehen zu heilen. Einzug in die europäische Schulmedizin hielt Cannabis im 19. Jahrhundert, nachdem William Brooke einen Bericht veröffentlichte, indem er die krampflösende und muskelentspannende Wirkung von Cannabis Indica belegte. Nach diesem Schriftzug kamen das Schlafmittel Bromidia und einige ethanolische Extrakte auf den Markt, die sich bis ins 20. Jahrhundert einer großen Beleibtheit bei der Bevölkerung erfreuten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschwanden die Cannabisprodukte allerdings vom medizinischen Markt. Dies wird in einer fehlenden Standardisierung und der rechtlichen Einschränkung durch Cannabis als Rauschmittel begründet. Letztlich wurden aber auch besser wirksame und modernere Arzneimittel erfunden, die Cannabis einfach die Show stahlen.

Wie wirkt Cannabis?

In den USA wird Cannabis bereits relativ regelmäßig als Medikament verwendet, in Deutschland setzt sich diese Maßnahme erst nach und nach durch. Das Problem bei Cannabis ist, dass mit Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zwar die wesentlichen Inhaltsstoffe von Cannabis bekannt sind, das Zusammenspiel der restlichen 600 Substanzen aber leider noch relativ unerforscht ist. Dafür gilt allerdings als belegt, dass THC und CBD entzündungshemmende Kräfte besitzen.

Bei der Behandlung mit Cannabis geht es in vielerlei Hinsicht vor allem um eins: um die körpereigenen Botenstoffe des Endocannabinoid-Systems. Diese setzen im Körper an vielen Orten an und haben meist eine positive Auswirkung. Sie finden sich zum Beispiel im Gehirn, im Darm, in den weißen Blutkörperchen oder auch in der Lunge. Im Gehirn regeln sie das Hungersystem, schützen aber auch vor einer zu starken Aktivität des Nervensystems.

Verwendung von Cannabis als Arzneimittel in der deutschen Medizin

Das Potenzial von THC und CBD rückt immer mehr in den wissenschaftlichen Vordergrund. Forschungen ergaben, dass diese offenbar bei der Behandlung von Krebs, Aids und multipler Sklerose hilfreich sein könnten. Problematisch ist dabei allerdings, dass sich nur die wenigsten klinischen Forschungen mit diesem thematischen Ansatz beschäftigen.

Schon jetzt wird Cannabis aber zum Beispiel zur Behandlung des Tourette Syndroms verwendet. Nabiximol, ein weiterer Inhaltsstoff, kann aus der Pflanze selbst gewonnen und als Anwendung unter die Zunge gesprüht werden. In geringen Dosen kann Cannabis so gegen Ängste und Zwänge verwendet werden. In größeren Dosen, wenn man es etwa raucht, kann es allerdings genau das Gegenteil bewirken und Ängste oder Zwänge erzeugen. Auch Patienten, die an Multipler Sklerose erkrankt sind, können in Deutschland mit der Hilfe eines Extraktes aus Cannabis behandelt werden. Das Medikament Sativex hilft hier gegen spastische Lähmungen und Krämpfe – für Erkrankte ist dies bereits ein großer Erfolg.

Cannabis wird es auch in Zukunft in Deutschland als Arzneimittel schwer haben. Doch je mehr Forschungen und Wissenschaftler sich mit dem Thema befassen und je mehr vertrauensvolle Studien veröffentlicht werden, desto wahrscheinlicher ist, dass Cannabis bald als hilfreiches und sinnvolles Medikament in jeder Apotheke erhältlich ist.