Bundesweit erstes Cannabis-Therapiezentrum in München geplant

Ab März ist Cannabis in Deutschland legal – als Medikament für schwerkranke Patienten. Ein Münchner Bioladenbesitzer will nun das bundesweit erste Cannabis-Therapiezentrum für Schmerzpatienten errichten. Pünktlich zum 1. März, wenn der Bundestag Cannabis auf Rezept erlaubt, startet er ein Online-Crowdinvestment: Eine Million Euro will er innerhalb weniger Monate auf der Investment-Plattform Transvendo sammeln, um in München ein Cannabis-Therapiezentrum zu errichten.

Am 1. März 2017 wird im Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das es Ärzten in Zukunft erlaubt, „schwerstkranken“ Patienten Cannabis-Blüten auf Rezept zu verschreiben. Die Kosten für das Medizinalhanf sollen die Krankenkassen übernehmen. Bisher war das nur mit einer von deutschlandweit 1000 Ausnahmegenehmigungen möglich.

Das neue Gesetz nimmt Wenzel Cerveny, ein Bioladenbesitzer aus München, zum Anlass ein lange geplantes Projekt zu verwirklichen. Der 55-Jährige hat bereits im vergangenen Jahr das DCI Cannabis Institut gegründet. Dieses will nun in den kommenden Monaten das bundesweit erste Cannabis-Therapie-und-Informations-Center (CTIC) in München eröffnen – eine Anlaufstelle für alternative Therapien mit Hanf.

DCI-Gründer Cerveny kämpft um Therapiezentrum

Noch bestehen jedoch laut Cerveny viele Probleme, sagt Wenzel Cerveny. Der 55-Jährige betreibt einen Bioladen in München und macht sich bereits seit drei Jahren für die Freigabe von Cannabis als Medikament stark. Viele Ärzte, mit denen er gesprochen habe, zeigten sich zwar interessiert an der Therapie mit Cannabis, hätten aber massive Skrupel, den Stoff zu verschreiben, um nicht als Kiffer-Arzt abgestempelt zu werden. Cerveny kennt durch seinen Kampf gegen die Kriminalisierung von Cannabis-Konsumenten viele verzweifelte Patienten mit chronischen Krankheiten, die offiziell nicht als schwerstkrank gelten und daher auch kein Cannabis von Ärzten beziehen können. Auch das will der Gründer und Geschäftsführer des DCI Cannabis Instituts mit dem Münchener Therapie- und Informationszentrum ändern: „Cannabis soll jedem Patienten zugänglich sein, dem es nützt“, sagt Cerveny.


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Finanzierung über Crowdinvestment

Deshalb geht der Münchner Bioladenbesitzer nun selbst in die Offensive: Pünktlich zum 1. März startet er ein Online-Crowdinvestment: Eine Million Euro will er innerhalb weniger Monate auf der Investment-Plattform Transvendo sammeln, um in München das erste deutsche Cannabis-Therapie- und Informationszentrum (CTIC) zu finanzieren. Professionelle Investoren und Privatpersonen können mit ihren Investitionen den 600 bis 1000 Quadratmeter großen Komplex ermöglichen, für den momentan drei Standorte im Gespräch sind. Zwei davon befinden sich im Osten von München, einer am Harras im 6. Stadtbezirk Sendling. Das Engagement lohnt sich: Im Unterschied zum Crowdfunding bekommen Anleger beim Crowdinvestment, wenn das Projekt Gewinn abwirft, zusätzlich zu ihrem Investment auch Zinsen ausgezahlt.

Drei in einem: Arztpraxis, Informationszentrum und Geschäft für Hanfprodukte

Das Geschäftsmodell ist als komplementäres Angebot rund um die Therapie von Cannabis- Patienten gedacht. Zum einen soll es eine Arztpraxis mit Schwerpunkt Allgemeinmedizin und Schmerztherapie geben, die sich auf Cannabis-basierte Medizin spezialisiert hat. Zum anderen soll ein Infozentrum mit einem Showroom für Referenten eingerichtet werden, in dem jedem Interessenten Auskunft über den Rohstoff Hanf und dessen gesundheitliche wie auch wirtschaftliche Vorteile erteilt wird. Wenn es nach Cerveny geht, wird sich auch ein Geschäft für legale Lebensmittel in den Räumlichkeiten befinden, in dem legale Lebensmittel, Kosmetik und Kleidung aus Hanf verkauft wird. Im Therapiezentrum selbst soll eine Allgemeinmedizinerin, die bereits Erfahrungen im Umgang mit Cannabis als krampflösendes und schmerzlinderndes Medikament hat, die Patienten beraten. Ein ärztliches Cannabis-Rezept, mit dem das Betäubungsmittel legal in Apotheken erwerben kann, werde es nur nach einem zweistufigen Verfahren aus Gruppen- und Einzelgespräch geben. In einer Lounge, die im Therapiezentrum eingerichtet werden soll, könnten die Patienten dann Cannabis konsumieren.