Wieso sind Alkohol und Tabak legal, Cannabis aber nicht?

Wieso sind Tabak und Alkohol seit jeher legal, Cannabis aber nicht? Es ist eine Frage, die nicht nur Cannabis-Befürworter beschäftigt. Auch Experten aus dem Gesundheitswesen und dem Rechtswesen sowie einige Politiker sehen hierin einen Wiederspruch.

Den laut der Weltgesundheitsorganisation ist das Rauchen von Zigarren weltweit für sechs Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Selbst Alkohol kommt in dieser unrühmlichen Statistik der WHO auf 2,5 Millionen Todesfälle pro Jahr. Umso verwunderlicher, dass sowohl Tabak als auch Alkohol in fast allen Ländern legal und frei erhältlich ist.

Zudem ist es beim Konsum von Marihuana nicht möglich, an einer Überdosis zu sterben. Beim Konsum von Alkohol und selbst bei einigen verschreibungsfreien Medikamenten wie Aspirin ist eine tödliche Überdosis (wenn auch selten) möglich. Zudem haben wissenschaftliche Studien beim Konsum von Cannabis noch kaum negative Langzeitfolgen sicherstellen können. Auch hierin unterscheidet sich der Genuss von Cannabis vom Alkohol- und Tabak-Konsum. Es deutet also vieles darauf hin, dass Marihuana insgesamt weniger gesundheitsgefährdend ist als Tabak und Alkohol.

Nach dem Scheitern der Alkohol-Prohibition musste ein neues Verbot gefunden werden

Weshalb wurde also gerade Marihuana im 20. Jahrhundert derart verteufelt, während Alkohol und Tabak munter konsumiert werden durften? Wie so oft finden sich auch beim Verbot von Cannabis historische, wirtschaftliche und machtpolitische Hintergründe, die die Kriminalisierung der Nutzpflanze ab den 30er Jahren in die Wege leiteten.

Nachdem in den USA zu Zeiten der Alkohol-Prohibition das organisierte Verbrechen eine Hochzeit erlebte, beschloss der amerikanische Präsident Herbert Hoover im Jahre 1933 die Prohibition für gescheitert zu erklären. Mit dem plötzlichen Ende des Prohibition fürchtete auch der damalige Chef der Behörde „Federal Bureau of Narcotics“, die für die Überwachung der Prohibition zuständig war, um seinen Einfluss. Fortan setzte sich Anslinger unermüdlich für die Prohibition und Kriminalisierung von Cannabis ein. Er nutzte seinen Einfluss, um eine gigantische Anti-Cannabis-Kampagne ins Rollen zu bringen, die mit dem Propagandafilm Reefer Madness ihren Höhepunkt fand. Aus heutiger Sicht wirkt Reefer Madness mit seinen vielen Übertreibungen und Unwahrheiten ungewollt komisch und satirisch. Dennoch war es dem Film – wie Anslingers Anti-Cannabis-Kampagne im Allgemeinen auch – gelugen, Cannabis öffentlich zu verteufeln.

Im Jahr 1937 unterschrieb der damalige Präsident Franklin D. Roosevelt die „Marihuana Tax Act“, die die Kriminalisierung von Cannabis deutlich voranschreiten ließ. Zehn Jahre später wurde Anslinger in die UN-Drogenkommision berufen. Im Jahre 1961 gelang ihm mit der der Durchsetzung der „Single Convention on Narcotic Drugs“ schließlich der große Coup. Anslinger hatte sein großes Ziel erreicht: Der Anbau und Konsum von Cannabis wurde fortan in fast allen Ländern der Erde kriminalisiert. Erst im letzten Jahrzehnt hat mit der Legalisierung von medizinischem und rekreativen Cannabis in einigen Ländern und US-Bundesstaaten allmählich eine Emanzipierung der Nutzpflanze Hanf stattgefunden.

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