Hanfpapier – Das ökologische Schriftstück

hanfpapier

Hanf als Nutzpflanze kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Erst zur Zeit der Industrialisierung wurde Hanf als Papier von Holz, Hanf als Textilie von Baumwolle und Hanf als Medikament von moderneren Arzneimitteln abgelöst. In kleinen Mengen wird Hanf aber auch heute noch als Papier genutzt – und zwar von jenen, die vor allem dessen ökologischen Wert sehen.

Die Geschichte des Hanfpapiers ist älter als 2000 Jahre. In der Zeit 140-87 v. Chr. wurde das älteste Hanfpapier gefunden, welches nachweislich auch der älteste Papierfund Chinas ist. Darum geht man heute davon aus, dass das Hanfpapier in China erfunden wurde. Seinen Weg nach Europa fand das Hanfpapier allerdings erst mehr als 1000 Jahre später, im 13. Jahrhundert. Das erste Mal nachgewiesen wurde es in Deutschland im 14. Jahrhundert. Die berühmte Gutenberg-Bibel, die eine Ikone des Buchdrucks darstellt, wurde damals noch aus Hanfpapier hergestellt. Bis zum Jahr 1883 wurden zwischen 75 und 90 Prozent des weltweit genutzten Papiers aus Hanf hergestellt. Durch die Herstellung von Papieren aus Holz-Zellstoffen, die im 19. Jahrhundert entdeckt und perfektioniert wurden, verschwand das Hanfpapier relativ schnell vom Markt. Es konnte nicht in derartigen Massen produziert werden wie sein Konkurrent und war durch diesen Nachteil auch wesentlich teurer.

Hanfpapier in der Kritik

Das Hanfpapier ist auch heute noch Mittelpunkt vieler Diskussionen, da es Befürworter aber auch Kritiker hat. Die Vorteile des Handpapiers liegen klar auf der Hand: Das Material selbst ist in jeder Hinsicht ein sehr gutes Papier, es ist reißfest und übertrifft die Lebenserwartung des Papiers aus Holz um einiges. Befürworter des Hanfpapiers meinen auch, dass mit einer größeren Nutzung von Hanfpapier die Wälder geschont würden. Der Nachteil ist allerdings, dass auch die großen Felder irgendwo einen Platz finden müssen, an denen der Hanf angepflanzt werden kann. Zusätzlich gibt es bei Hanf einen wesentlich größeren Zeitaufwand. Da es jährlich neu gepflanzt und gedüngt werden muss, wäre der Aufwand im Vergleich zum Gewinn zu gering. Buchenwälder können gepflanzt werden, brauchen so gut wie keine Pflege und werden lediglich alle 80 bis 100 Jahre einmal neu gepflanzt. Es ist also unrealistisch zu vermuten, dass Hanfpapier das Papier aus Holz eines Tages ablösen könnte.

Hanfpapier selbst herstellen

Wer möchte, der kann sich sein Hanfpapier allerdings auch ganz leicht zu Hause selbst herstellen.

Benötigt werden dazu folgende Materialien:

  • circa 20 Stängel von Hanfpflanzen, die für circa 2 bis 3 Wochen in regelmäßig wechselndem Wasser eingelegt werden
  • Schere
  • Dampfdruckkochtopf
  • Mixer
  • Wanne zum Papierschöpfen
  • Suppenkelle
  • selbst gebastelter Schöpfrahmen bestehend aus zwei Rahmen á 20 mal 25 cm, einer davon mit Fliegengitter bespannt
  • Schwamm
  • Haushaltstücher aus Filz
  • Presse
  • Zeitungspapier zum Trocknen

Die Verarbeitung

Aus den Stängeln sind nach den zwei Wochen im Wasser Langfasern entstanden, die von ihrem Holzkern getrennt werden müssen. Danach schneidet man die Langfasern in 1 bis 2 cm lange Stücke und kocht diese dann für circa 5 Stunden in dem Dampfkochtopf. Diese Masse wird danach ausgekühlt und gemixt. Daraufhin wird die Wanne mit circa 10 cm Wasser gefüllt, der Schöpfrahmen darüber gehalten und circa eine Suppenkelle der Masse darüber verteilt. Den Schöpfrahmen sollte man nun ganz sachte schwenken, dass sich die Masse im Wasser verteilt. Nun den Schöpfrahmen aus dem Wasser nehmen und den oberen Rahmen entfernen. Der Papierbogen kann nun auf das Haushaltstuch gestürzt werden. Mit dem Schwamm kann man das überflüssige Wasser entfernen. Jetzt löst man das Papier vom Rahmen, bedeckt es mit einem weiteren Tuch und zusätzlich mit einigen Bögen Zeitungspapier. Nach und nach entsteht dadurch ein Stapel an Papier, der mit einer Presse erschwert werden sollte. Zum Trocknen sollte das Papier nicht in die Sonne gelegt werden, da es dann schrumpft.